Corona Divides
How hygiene standards and systemic indispensability are experienced by physically exposed occupational groups
Laufzeit: 01.06.2021 - 31.12.2022
Fördermittelgeber
VolkswagenStiftung
Kooperationspartner/innen
Prof. Dr. Bernhard Gill, Institut für Soziologie Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) (Projektkoordinator)
PD Dr. Michael Schneider, Institut für Soziologie, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Projektbeschreibung
Die Corona-Krise offenbart vorhandene gesellschaftliche Spaltungslinien, sie bringt aber auch neue hervor. Der Charakter der Covid-Krise wird auch dadurch unterstrichen, dass diese Spaltungslinien nicht kongruent zu den etablierten politischen Trennungslinien verlaufen. Es bilden sich ungewöhnliche Konvergenzen und (politische) Koalitionen, zugleich ist nicht zu übersehen, dass Seuchen milieu- und klassenspezifisch sehr unterschiedliche Lebenswirklichkeiten erzeugen. Während die öffentliche Debatte auf die Differenz Gesundheit vs. Freiheit fokussiert bleibt und dabei wesentlich an den Arbeits- und Lebenswirklichkeiten der gesellschaftlichen Mittelklassen orientiert bleibt, wirbelt die Corona-Krise die etablierten sozialen Trennungslinien und Vorstellungen von „oben“ und „unten“ durcheinander.
Das „Virologischen Regime“ der Bundesregierung und die daraus hervorgehenden Hygienestandards, die der Bewältigung der COVID-19-Krise gelten, insbesondere die Rede von der Systemrelevanz gesellschaftlicher Berufs- und Handlungsbereiche, hat sich von Beginn an als Generator und/oder Verstärker (neuer) sozialer Ungleichheiten entpuppt. In der Folge werden bestimmte soziale Gruppen systematisch benachteiligt, andere werden hingegen hohen Infektionsrisiken ausgesetzt, ohne dass sie entsprechende gesellschaftliche und politische Anerkennung erfahren.
Die Untersuchung setzt sich diesbezüglich einen doppelten Fokus: Zum einen soll der nicht oder nur unzureichend repräsentierte Teil der Gesellschaft in den Fokus der Untersuchung gerückt werden. Hier werden die Einstellungen und Alltagspraktiken des Krisenumgangs von sozial-strukturell randständigen, aber in der Krise relevante Berufsgruppen: Pflegepersonal, Altenpflege, Krankenpflege (Schutzkleidungmangel, aber auch psychische Belastung ebenso); Handwerker, die nicht arbeiten können; Gastronomen; Ökonomisch existenziell betroffene Gruppen; Verkäufer_innen („Das wahre Risiko besteht darin, zum REWE zu gehen“); Polizisten in den Blick genommen. Auf der anderen Seite stehen die im Fokus, die systematisch und/temporär von der „normalen“ Berufs- und Lebenswirklichkeit ausgeschlossen werden (z.B. Gastronomie- und Hotelgewerbe, Kunst- und Kulturbranche, Sexgewerbe)
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